M&A in Österreich: Small is beautiful

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Dr. Johannes WillheimDie mittelständisch strukturierte Wirtschaft Österreichs, die überwiegend aus kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) besteht, die zum Teil noch fest in Familienhand sind, ist auf den ersten Blick nicht das klassische Ziel für Investoren und Mega-Deals aus dem M&A-Bereich. Wer jedoch ein zweites Mal hinschaut, wird belohnt: Hochspezialisierte Unternehmen, die weltweite Know-how-Leader sind, tummeln sich hier ebenso wie innovative Cluster, die sich durch ihre Zukunftsorientierung auszeichnen.

Gut zusammengeclustert
Mitte der 1990er Jahre wurde in der Steiermark mit dem Automobilcluster ACStyria der Grundstein zu einer Erfolgsgeschichte gelegt. Mittlerweile beschäftigen in Österreich mehr als 50 Cluster- und Netzwerk-Initiativen 420.000 Beschäftige in rund 3.500 Betrieben und erwirtschaften circa 80 Mrd. EUR. Mit zahlreichen Aktivitäten stärken die Cluster den österreichischen Innovationsmotor und leisten so einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der heimischen KMU in ihrer Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit. Damit konnten auch die Folgen des Krisenjahres 2008, dessen Auswirkungen vor allem in der Automobilindustrie spürbar waren, abgefedert werden. Wie gewichtig der Einfluss von Clustern auf die Wertschöpfung in Österreich ist, zeigt eine Bestandsaufnahme der österreichischen Cluster im Rahmen einer Studie des Wirtschaftsministeriums aus dem Jahr 2011: Alleine im Bundesland Oberösterreich fallen beispielsweise 36 % der Wertschöpfung auf Cluster zurück. Ausdruck dessen und der überdurchschnittlichen Innovationsperformance in Österreich ist auch der achte Platz des Innovation Union Scorebord 2011. Ebenso profilieren konnte sich Österreich durch den Umwelttechnikcluster Eco World Styria: In einem internationalen Ranking der Cleantech-Gruppe belegt das „Green Tech Valley“ Österreichs den ersten Platz.

Mehr Ideen als Kapitaldiema
Zukunftsbranchen wie Energie gehören zu den Gewinnern am österreichischen M&A-Markt: Computer & Telekommunikation sowie Energie- und Entsorgungswirtschaft machten in den letzten Jahren gemeinsam 18% aller Transaktionen aus. Innovation ist aber nicht nur eine Frage der besten Netzwerke und Köpfe, sondern auch der entsprechenden Mittel zur Umsetzung. Hier liegt aktuell viel Potenzial brach, denn Banken und Versicherungen, die vor dem Krisenjahr 2008 konstant für 80 % des Fundraisings in Österreich verantwortlich zeichneten, befreien sich nur sehr langsam aus ihrer Starre. 2011 verzeichnete der heimische M&A-Markt 253 Transaktionen. Das bedeutet im Vergleich zu 2010 ein Minus von 10%. Betrachtet man aber die M&A-Aktivitäten 2009, so liegt das Ergebnis von 2011 rund 30% darüber. Es herrscht also wieder Bewegung auf dem österreichischen M&A-Markt, die Vertrauenskrise von 2009 ist aber noch nicht zur Gänze überwunden.

Im Fokus: Energie- und Umweltrecht, neue Medien
Willheim Müller betreut multinational tätige Energiekonzerne einschließlich deren nationaler Energieversorgungsunternehmen nicht nur bei Akquisitionen, sondern auch im regulatorischen Bereich. Die Tendenz zur Implementierung von Unbundling-Maßnahmen zur Stärkung des Wettbewerbs bedeutet für viele Klienten Beratungsbedarf im regulatorischen und kartellrechtlichen Bereich. Auch im Medienbereich ist- insbesondere im Zusammenhang mit Restrukturierungsmaßnahmen und den daraus entstehenden neuen Unternehmensgruppen – vielfach erheblicher kartellrechtlicher Beratungsbedarf gegeben: Das geänderte Konsumverhalten durch das Internet führt zu einer stetigen Reduktion der Auflagen von Printmedien und gleichzeitig zu einem überdurchschnittlichen Wachstum des Online-Vertriebs von Medien. Das erfordert einerseits die umfassende Umstellung der Vertriebskonzepte von Medienunternehmen aber auch die Vornahme von gesellschaftsrechtlichen Restrukturierungsmaßnahmen zur Anpassung an das geänderte betriebliche Umfeld. Willheim Müller berät Medienunternehmen und konnte dabei diesen geänderten Beratungsbedarf beobachten.

Ausblick
Der renommierte US-amerikanische Trendforscher John Naisbitt hat gesagt: „Statt unablässig den Verlust der alten Industrien zu bejammern, müssen wir uns einfach dem Abenteuer stellen, neue Industrien zu entwickeln.“ Innovation, Kreativität, Expertise und Know-how sind in Österreich im Übermaß vorhanden. Wir wünschen dem österreichischen M&A-Markt wieder mehr Vertrauen in sein Potenzial und Mut zur Zukunft.

Zum Autor: Dr. Johannes Willheim ist Co-Gründer und Partner der Wiener Wirtschaftskanzlei Willheim Müller Rechtsanwälte. Gemeinsam mit seinem Team ist er auf rechtliche Fragen rund um M&A-Agenden, Kartellrecht und Schiedsgerichtsbarkeit spezialisiert.

www.wmlaw.at

Foto: beigestellt

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