M&A Outlook: Mehr Fusionen und Übernahmen in Europa erwartet

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Peter Huber
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Bei Verantwortlichen für Fusionen und Übernahmen in Europa hellt sich die Stimmung auf. Fast die Hälfte erwartet für das kommende Jahr einen Anstieg der Transaktionen; die deutschsprachigen Länder bleiben dabei der Motor für den europäischen M&A-Markt. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „M&A Outlook“, für die die internationale Wirtschaftskanzlei CMS gemeinsam mit dem Analyseinstitut Mergermarket europaweit 225 führende Vertreter von Unternehmen, Private Equity-Häusern und Anwaltssozietäten befragt hat.

„Die Wirtschaft erholt sich langsam von der Finanzkrise. Das neue Wachstum scheint auch dem M&A-Markt zum lang erwarteten Auftrieb zu verhelfen“, sagt Dr. Peter Huber, Partner von CMS in Wien und Leiter des Corporate Transactions-Teams. In Anzahl und Volumen bewegten sich europäischen Fusionen und Übernahmen im ersten Halbjahr 2013 zwar noch auf dem niedrigsten Niveau seit drei Jahren, doch ist nun eine sehr deutliche Aufbruchsstimmung auszumachen. So gehen laut Umfrage nur zehn Prozent von einem Rückgang der europäischen M&A-Aktivität aus, 42 Prozent erwarten ein gleichbleibendes Niveau und 48 Prozent gehen sogar von einem Anstieg aus.

Mehr Interessenten aus Übersee
Als Hauptgründe für steigende Aktivitäten auf Käuferseite sehen die Befragten hauptsächlich vermehrtes Interesse von außerhalb Europas (62 Prozent) sowie eine wachsende Zahl unterbewerteter Zielunternehmen (57 Prozent) beziehungsweise besonders kaufkräftiger Akteure (52 Prozent). „Das Käuferprofil wandelt sich weiter – zahlungskräftige, strategische Investoren sind besonders im Mid-Market-Segment aktiv“, erklärt der M&A-Experte Huber. „Zusätzlich treten verstärkt neue Akteure aus dem asiatisch-pazifischen Raum wie China und Korea, aber auch russische und US-amerikanische Investoren am Markt auf.“ So gehen 82 Prozent der Befragten von einer wachsenden grenzüberschreitenden Aktivität aus. Auf Verkäuferseite erwarten die M&A-Verantwortlichen, dass vor allem durch freies Kapital in schnell wachsenden Märkten (69 Prozent) und Verkäufe aus Notlagen heraus (68 Prozent) neues Potenzial entsteht. Als größte Wachstumsbranchen gelten die Bereiche Technologie, Medien und Telekommunikation (41 Prozent), Energie und Bergbau (38 Prozent), Industrie und Chemie (37 Prozent), Pharma, Medizin und Biotechnologie (35 Prozent) sowie Finanzdienstleistungen (34 Prozent).

Österreich, Deutschland und Schweiz am aktivsten
Äußerst optimistisch ist die Stimmung in Österreich, Deutschland und der Schweiz: Mehr als die Hälfte der Befragten in dieser Region ist der Meinung, dass die Deals in den kommenden zwölf Monaten zunehmen oder sogar stark zunehmen werden. Nur in Skandinavien und Osteuropa sind die Befragten noch zuversichtlicher. Die größte Skepsis legen die Verantwortlichen auf der nach wie vor wirtschaftlich angeschlagenen iberischen Halbinsel an den Tag – dort erwarten nur 24 Prozent eine Zunahme der Aktivitäten. Analog zur eigenen Markteinschätzung bleiben die deutschsprachigen Länder auch weiterhin die treibende Kraft für den gesamteuropäischen Markt: 28 Prozent der Befragten schätzen den deutschsprachigen Raum als den aktivsten ein, fast 60 Prozent sehen die drei Länder unter den Top drei der aktivsten Regionen in Europa. Damit liegen sie deutlich vor den skandinavischen Staaten, Großbritannien und Irland. Auch bei grenzüberschreitenden Transaktionen innerhalb Europas sieht mit rund 40 Prozent ein großer Teil die Käufer aus deutschsprachigen Länders als die aktivsten an. Als Zielregion für Übernahmen innerhalb Europas belegen sie dagegen nur Rang vier hinter den skandinavischen Ländern, den Balkan- und den Beneluxstaaten. Auch auf die Frage, welche Regionen zum Ziel von Käufern von außerhalb Europas werden, rangieren die deutschsprachigen Länder lediglich im Mittelfeld.

Regulierung als Bremse im deutschsprachigen Raum
Gefragt nach den Gründen für mögliche Verkäufe von Unternehmen oder Unternehmensteilen sehen deutschsprachige Teilnehmer in ihren Ländern mit großem Abstand regulatorische Aspekte als treibende Kräfte. „Wir beobachten, bedingt durch eine Fülle neuer Vorschriften für Finanzinstitute und die deutsche Energiewende vor allem im Banken- und Energiesektor eine Konsolidierungstendenz“, so Huber.

Finanzierungsumfeld nur leicht verbessert
Insgesamt erwartet rund ein Drittel der Befragten einen leicht verbesserten Zugang zu Finanzierungen (mit jeweils 52 Prozent am prominentesten die deutschsprachigen und mittelosteuropäischen Länder), der Großteil mit 40 Prozent jedoch ein stagnierendes Finanzierungsumfeld. Ein erneutes Aufflammen der Finanzkrise wird weiterhin als größte Bedrohung für weiteres Wachs-tum gesehen. Käufer und hinter diesen stehende Banken bleiben risikobewusst: Problembe iden-tifizierende Due Diligence-Prüfungen und unterschiedliche Preisvorstellungen auf Käufer- und Verkäuferseite bleiben mögliche Hauptgründe für das Scheitern von Transaktionen.

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Foto: beigestellt

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