Diversität und Chancengleichheit in der Anwaltsbranche

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Nicole Daniel im Interview
Nicole Daniel im Interview

Im Interview: Dr. Nicole Daniel, LL.M. Sie ist seit 2010 bei DLA Piper und seit zwei Jahren Partnerin. Neben Ihrem Engagement für Ihre Arbeit sind für Nicole Daniel Diversität und Chancengleichheit von besonderer Bedeutung.

Daniel setzt sich aktiv für Empowerment und für die Förderung von Frauen in der Rechtsbranche ein – auch als Mentorin im Netzwerk der „Paragraphinnen“, ein Projekt von engagierten Juristinnen, mit dem Ziel einer gleichberechtigteren Zukunft in der Juristerei.

Frau Dr. Daniel, als Mentorin bei den „Paragraphinnen“ engagieren Sie sich auch außerhalb der Kanzlei für mehr Gleichberechtigung in der Juristerei. Was motiviert Sie dazu?

Vielfalt und Chancengleichheit sind essenziell für eine zukunftsfähige Rechtsbranche. Als Mentorin bei den „Paragraphinnen“ möchte ich meine Erfahrungen auf dem Weg von der Praktikantin zur Partnerin in einer internationalen Großkanzlei teilen und junge Juristinnen auf ihrem beruflichen Weg begleiten, sie motivieren und sie auf ihrem Weg zur Spitzenjuristin dabei unterstützen, Chancen zu nützen und mögliche Barrieren abzubauen.

Wie wichtig ist es, dass sich Frauen in Netzwerken organisieren?

Insbesondere Frauen-Netzwerke bieten hervorragende Austauschmöglichkeiten, die das Selbstbewusstsein und die Sichtbarkeit von Frauen stärken. Sie sind eine großartige Chance, wertvolle berufliche und persönliche Kontakte zu knüpfen, die langfristig von Nutzen sein können. Networking ist ein bedeutendes Werkzeug bei der Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen, wie etwa der Stärkung der Frau in der Arbeitswelt und der Beitrag zu mehr Gleichberechtigung.

Mit über 40 Prozent Frauen in der Equity-Partnerschaft widerspiegelt DLA Piper deutlich den Trend zur Gleichberechtigung. Woran liegt das – und was braucht es, um das zu erreichen?

DLA Piper setzt bewusst auf Diversität und fördert Talente, egal ob männlich oder weiblich. Klare Förderprogramme, transparente Karrierewege und eine Unternehmenskultur, die Vielfalt schätzt und aktiv fördert, sind dafür essenziell. Mein eigener Werdegang bei DLA Piper zeigt, dass solche Strukturen erfolgsversprechend sind.

Sie geben beim Mentoring viel von Ihren Erfahrungen preis: Sie sind die jüngste Partnerin bei DLA Piper in Österreich. Welche Erfahrungen haben Sie auf dem Weg dorthin besonders geprägt?

Mein Weg war geprägt von kontinuierlichem Lernen und internationaler Erfahrung. Die Zeit als Studentin am King’s College London, an der Humboldt Universität in Berlin und später als Fellow bei der Stanford University hat meinen Horizont erweitert und meine multinationale Perspektive auf die Rechtswelt vertieft. Ich rate jungen Menschen, international tätig zu sein. Schließlich spielen Auslandserfahrungen eine bedeutende Rolle in der Persönlichkeitsentwicklung. Der Kontakt mit Menschen aus verschiedenen Kulturen erweitert das Verständnis und die Toleranz gegenüber anderen Lebensweisen.

Es ist mir eine Herzensangelegenheit, meine Erfahrungen an aufstrebende JuristInnen weiterzugeben und sie auf ihrem beruflichen Weg zu inspirieren.

Was bedeutet „Leadership“ für Sie – gerade in einem Beruf, der von Präzision, Strategie und viel Verantwortung geprägt ist?

Für mich bedeutet Leadership, Verantwortung zu übernehmen, mein Team zu fördern und als Role Model für den Nachwuchs zu agieren. Es ist mir ein großes Anliegen, ein Umfeld zu generieren, in dem sich alle wohlfühlen und sich alle gleichermaßen entfalten können.

Wie leben Sie Diversität in Ihrem Alltag bei DLA Piper?

Diversität und Chancengleichheit sind bei DLA Piper gelebte Realität. In meinem Team arbeiten Menschen mit unterschiedlichem Background und Perspektiven erfolgreich zusammen. Diese Vielfalt bereichert unsere Arbeit und führt nachweislich zu besseren und vor allem innovativeren Lösungen für unsere Mandantinnen und Mandanten.

Können Sie hier noch einige Tipps für Junganwältinnen abgeben? Was raten Sie jungen Frauen, die in einer internationalen Wirtschaftskanzlei durchstarten möchten?

Seien Sie selbstbewusst, mutig und authentisch. Lassen Sie sich von Mentorinnen und Mentoren inspirieren, die Sie während Ihrer Laufbahn coachen. Netzwerken Sie aktiv und nutzen Sie jede Gelegenheit, um zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Wichtig ist dabei immer, dass man an sich selbst glaubt!

Welche Trends und zukünftige Entwicklungen erachten Sie als besonders wichtig?

ESG-Themen (Environmental, Social and Governance) sind in der heutigen Zeit von zentraler Bedeutung und werden auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Sie haben einen tiefgreifenden Einfluss auf viele Branchen, einschließlich der Rechtsbranche, und aus diesem Grund engagiere ich mich auch auf diesem Gebiet intensiv und absolviere derzeit eine Zusatzausbildung in Sustainable Finance und bin zudem eine der Verantwortlichen für ESG-Themen am Wiener Standort von DLA Piper.

Danke für das Interview

Siehe auch: Nicole Daniel – Anwälte die bewegen

Foto und Interview: Walter J. Sieberer

 

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