Digital Marketing Simplification in der Anwaltsbranche

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Gina-Maria Tondolo im Interview
Gina-Maria Tondolo im Interview

Die Digitalisierung und die damit verbundene Automatisierung von Ablaufprozessen erfasst auch die Anwaltsbranche. Nicht nur durch Cloudlösungen oder Kapps wie sie z.B. im Vertragsrecht angewendet werden, auch die Marketingagenda von Kanzleien sind dieser Modernisierung unterworfen. Wir haben dazu Gina Tondolo von Lawrence besucht.

Sie waren jahrelang Marketingleiterin einer Großkanzlei in Wien, wo sehen Sie das meiste Potential für eine Digitalisierung?

Ein Bereich, der sich besonders für die Digitalisierung eignet und oft vernachlässigt wird, ist das zentrale Datenmanagement. Es gibt eine Fülle von wertvollen Informationen, die ständig generiert werden, sei es über die Expertise der Juristen oder die spezifischen Dienstleistungen der Kanzlei.

Aber was machen wir damit? Nix – ist die ehrliche Antwort. Diese Daten liegen meist brach, statt zentral und effizient genutzt zu werden.

Kritisch und extrem arbeitsaufwendig wird es in zwei Bereichen besonders deutlich nämlich bei Pitches für das Gewinnen von Mandaten und bei Submissions für nationale und internationale Kanzlei-Rankings. Mit digitalen Tools könnten wir diese Lücke schließen und das Rennen um Mandate und Rankings für uns entscheiden. Ein echter Wendepunkt, wenn man es richtig angeht.

War diese Situation der Lösungsansatz und der Startschuss für den Schritt in die Selbständigkeit?

Genau diese Herausforderung war für mich der Startschuss in die Selbständigkeit. Zusammen mit einem HighTech Unternehmen der Telekom Austria und zwei innovationsfreudigen Pilotkunden haben wir ein Tool geschaffen, das im Legal Marketing einen echten Unterschied macht. Es nimmt dir die ganze Automatisierungsarbeit ab und lässt dich auf das konzentrieren, was wirklich zählt: Marketing und Business Development, aber ohne den ganzen unnötigen Ballast. Ein echter Game-Changer.

Das Tool nennt sich Lawrence. Wie kam es zu diesem Namen und was kann das Tool?

Warum der Name Lawrence? Ganz einfach: Lawrence steht für die Vereinfachung und Optimierung von Referenzdaten im Anwaltsbereich durch Digitalisierung, Strukturierung und Zentralisierung.

Mit Lawrence sitzt man im Cockpit des Legal Marketings und navigiert einfach und sicher durch den Dschungel an marketingrelevanten Daten. Lawrence automatisiert den Flugplan für Pitches und Submissions und stellt sicher, dass alles nach den spezifischen Koordinaten der Kanzlei ausgerichtet ist. Ein echtes All-in-One-Navigationssystem.

Wird Lawrence lokal installiert oder kommt auch hier eine Cloud Lösung zur Anwendung?

Die meisten modernen Kanzleien setzen auf die Cloud-Version, weil sie einfach flexibler und skalierbarer ist. On-Premises ist für viele mittlerweile ein Auslaufmodell.

Lawrence klingt nach einer Lösung für Großkanzleien?

Lawrence ist so etwas wie der Schweizer Taschenmesser unter den Legal Tech Tools. Es ist für alle da, von der kleinen Boutique-Kanzlei mit gerade mal 20 Berufsträgern bis hin zum Big Player mit über 400 Anwälten an Bord.

Egal wie groß oder klein die Kanzlei ist, die Herausforderungen bleiben oft die gleichen.
Wer ist nicht schon einmal genervt gewesen von den endlosen Submissions für Rankings oder den späten Überarbeitungsstunden für Pitches? Genau da setzt Lawrence an. Es ist nicht die Größe der Kanzlei, die zählt, sondern der Wunsch, effizienter und smarter zu arbeiten. Und wer will das nicht?

Wie ist ihr Feedback und was sehen sie die Zukunft bzgl. Digitalisierung in der Rechtsbranche?

Die Rechtsbranche und Technologie? Das ist oft so eine Art „Love-Hate-Relationship“. Viele in der Branche sehen Technologie eher als notwendiges Übel denn als Chance. Dabei sind wir gerade in einer Zeit, in der Technologie, insbesondere Künstliche Intelligenz, das Potenzial hat, unser Arbeitsleben radikal zu verändern. Es könnte alles so viel einfacher und schneller gehen!

Ich meine, schauen wir uns doch mal um: Wir sind in einer Ära, in der KI Verträge in Sekunden analysieren kann und Chatbots erste Rechtsberatungen durchführen. Das sind keine Science-Fiction-Szenarien mehr, das ist die Realität. Und trotzdem gibt es immer noch Kanzleien, die an veralteten Methoden festhalten, als gäbe es kein Morgen.

Ihr Fazit?

Wer jetzt nicht auf den Zug der Digitalisierung aufspringt, wird den Anschluss verlieren. Es ist wie bei den Submissions und Rankings: Man kann sich darüber beklagen, wie anstrengend und zeitaufwändig alles ist, oder man kann die Gelegenheit nutzen und sich die Werkzeuge aneignen, die einem das Leben erleichtern. Die Wahl liegt bei uns, aber die Uhr tickt.

Wir danken für das Interview und sehen spannend auf die Future-Law Legal Tech Konferenz 2023 am 8.11.2023 in Wien.

Foto & Interview: Walter J. Sieberer

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