Klare Spielregeln und Good Governance für Privatstiftungen. Gute Governance ist bei erfolgreichen Unternehmen Pflicht und der ÖCGK bei börsennotierten Aktiengesellschaften schon lange auch Vorschrift. Österreichische Privatstiftungen können nun ebenfalls auf ein Best Practice Regelwerk zurückgreifen: Am 1. Oktober 2015 wurde der erste Österreichische Governance Kodex
für Privatstiftungen (kurz ÖGK PS) im Wiener Palais Esterházy der Stiftungscommunity vorgestellt.
„Eine Stiftung muss nachhaltig von unsachlichen Partikularinteressen und Einflussnahmen befreit werden, will sie langfristig erfolgreich geführt werden“, erklärt Rechtsanwalt Mag. Peter Melicharek, einer der Initiatoren des ÖGK PS. „Der ÖGK PS liefert kompakt gesetzliche Vorgaben sowie Empfehlungen zur optimalen Stiftungsführung und bietet einen praxisnahen Leitfaden mit Empfehlungen aus jahrelanger Erfahrung in der Stiftungs-Governance“, erläutert er weiter das Regelwerk, das sich an alle Stiftungsakteure, insbesondere jedoch an den Stiftungsvorstand richtet.
Der Stiftungskodex ist in acht übersichtliche Kapitel gegliedert und folgt dem schon vom ÖCGK bekannten L-C-R-System („L“-Regeln beschreiben zwingendes Gesetzesrecht, „R“-Regeln sind unverbindliche Empfehlungen und „C“-Regeln sollen eingehalten werden, es sei denn, der Betroffene begründet die Abweichung). Das Initiatoren-Team rund um Dr. Veronika Haberler, Mag. Monika Widmann und Melicharek hat das Regelwerk in eineinhalb Jahren Arbeit nach Einbindung zahlreicher Peers und nach Auswertung hunderter veröffentlichter sowie auch eigener, unveröffentlichter Fälle aus 15 Jahren Tätigkeit im streitigen Trust- und Stiftungsrecht in Österreich, Liechtenstein und in verschiedenen Offshore-Ländern erstellt.
Mag. Constantin Veyder-Malberg (Vorstand Capital Bank) begrüßte rund 100 geladene Privatstiftungs-Expertinnen und Experten, Vorstandsmitglieder, Beiräte und prominente Praktiker. Im Rahmen der Kodex-Präsentation diskutierten dann Mag. Christina Hartig (Wirtschaftsprüferin und Compliance Officerin), Dr. Brigitta Schwarzer, MBA (INARA – Initiative Aufsichtsräte Austria), Dr. Ernst Wunderbaldinger (Unternehmer und Stiftungsvorstand) und Univ. Prof. Dr. Johannes Zollner (Universität Graz) über die Notwendigkeit guter Governance in Privatstiftungen. Moderiert wurde das Gespräch von Mag. Peter Melicharek (Wiener Advocatur Bureau). Besonderer Schwerpunkte der Diskussion lagen bei den Auswahlkriterien für geeignete Vorstandskandidatinnen und -kandidaten, bei der Beschränkung der zulässigen Höchstzahl von Vorstandsmandaten, bei Konflikten anlässlich bevorstehenden Generationenwechsels und schließlich bei der besonderen Haftungsgefahr bei Holding-Stiftungen.
In der Printausgabe kann der Stiftungskodex überall zu günstigen ca € 19,50 erworben werden. Als besonderer Service für alle Stiftungsinteressierten kann man den ÖGK PS aber auch unter www.stiftungskodex.at im Volltext kostenfrei und ohne Anmeldung downloaden. Auf dieser Plattform wird die Stiftungs-Community künftig auch weiterführende Links, Checklisten und Muster für eine verlässliche Stiftungs-Governance finden.
Foto: beigestellt
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