Anwälte die bewegen: Mag. Carmen Thornton

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Wenn man Rechtsanwälte in den Sozialen Medien beobachtet, dann fällt einem besonders die Wiener Anwältin Carmen Thornton ins Auge – Sie hat inzwischen mehr als 12.000 Follower auf Instagram. Wir haben Sie besucht.

Die vor allem im Familienrecht tätige Rechtsanwältin ist familiär nicht „vorbelastet“. Wie so oft gilt auch in ihrem Fall, dass der Zufall schon weiß, was er tut. Die Studienwahl war eher ein Spontanentschluss und dass sie die Anwaltsprüfung gemacht hat, ist genau genommen einem Stromausfall zu verdanken.

Thornton:Ich war Konzipientin in einer Großkanzlei – wollte aber eigentlich in ein Unternehmen wechseln. Eines Tages fiel der Strom in der Kanzlei aus und mangels anderer Beschäftigung beschloss ich, Ordnung in meine sämtlichen Dokumente und Zeugnisse zu bringen. Dabei habe ich aus dem Bauch heraus beschlossen – ich lege die Anwaltsprüfung ab. Und für dieses Bauchgefühl bin ich sehr dankbar. Es hat mir immer wieder gute Dienste geleistet.“

Warum haben Sie sich schließlich selbstständig gemacht?

Was mir in den Großkanzleien fehlte, war der persönliche Kontakt zu meinen Klienten, das Befassen mit Problemen, die jeden betreffen können und den Alltag nachhaltig beeinflussen. Und auch mein Alltag und Privatleben waren eine Entscheidungsgrundlage – die Tätigkeit in einer Großkanzlei ist mit zwei Kindern doch nicht so leicht zu vereinbaren.

Welche Rechtsgebiete betreuen Sie und was war Ihr besonderes Highlight?

Ich bin hauptsächlich im Bereich des Ehe- und Familienrechts tätig. Ein besonderes Highlight war der Schritt in die Selbständigkeit und die Gründungsphase. Als ich meine Kanzlei gegründet habe, war meine ältere Tochter gerade ein Jahr alt und das zweite Kind unterwegs. Diese Zeit war zwar unglaublich anstrengend und ich war nicht sicher, ob sich das alles unter einen Hut bringen lässt. Umso schöner war es schließlich, als ich gemerkt habe, dass es läuft. Jetzt bringt mich nicht mehr allzu viel aus der Ruhe.

Vor etwa einem halben Jahr habe ich dann die Gelegenheit bekommen, im „Standard“ eine Kolumne zu familienrechtlichen Themen zu schreiben. Das gibt mir die Möglichkeit, gesellschaftliche Probleme anzusprechen, Themen, die mir persönlich am Herzen liegen, einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Im Laufe der Zeit hat sich auch mein Beratungsspektrum etwas verändert. Mittlerweile vertrete ich oft in Scheidungen, bei denen ein Unternehmen im Spiel ist und berate auch Familienunternehmen bei der Vertragsgestaltung im Zusammenhang mit familienrechtlichen Fragen. Hier kommt mir natürlich die Erfahrung aus den Großkanzleien zugute.

Sie bewegen sich relativ stark in den Sozialen Medien – besonders Instagram – Warum?

Eigentlich haben mich soziale Medien, vor allem Instagram, eher nicht interessiert. Aber auch die Anwaltei ist nicht über Marketing erhaben und hier bieten gerade die sozialen Medien eine effiziente Möglichkeit, schnell viele Kontakte zu knüpfen. Ich glaube, dass sich jeder Berufsstand weiterentwickeln muss und sich den gesellschaftlichen Gegebenheiten anzupassen hat – in diesem Sinne wollte ich neue Wege gehen. Auf Instagram bin ich durch Freunde gestoßen, mittlerweile bin ich – glaube ich – eine der ersten Anwältinnen im deutschsprachigen Raum mit einer relevanten Followerzahl. Es ist natürlich gewöhnungsbedürftig – ich gestehe, dass es mir immer noch ein bisschen komisch vorkommt, Fotos von mir selbst zu veröffentlichen.

Ihre Präsenz zeichnet sich neben rechtlichen Informationen stark durch einen sagen wir „modischen“ Eindruck aus, der Zweck?

Auch hier geht es mir darum, den Anwaltsberuf und vor allen sein Erscheinungsbild ein bisschen zu modernisieren. Ich möchte zeigen, dass man als Anwältin nicht nur dann ernst zu nehmen ist, wenn man im grauen Hosenanzug auftritt. Auch in einem konservativen Beruf darf man sich von seiner weiblichen Seite zeigen. Dass Mode zudem noch eine große Leidenschaft von mir ist, zählt dabei wieder zu den glücklichen Zufällen. Was dazu kommt ist, dass die sozialen Medien visuell sind – und der Anwaltsberuf ist das nur sehr begrenzt. Besonders Instagram gilt eher als „weibliches Medium“ und mir persönlich ist es ein großes Anliegen, junge Menschen und besonders Frauen im Unternehmertum zu unterstützen und auch sichtbar zu machen. Daher freue ich mich sehr, dass ich mit Veuve Clicquot einen starken Partner gefunden habe, der mich dabei unterstützt, ein Netzwerk für junge Unternehmerinnen in den sozialen Medien aufzubauen.

Wie sieht für Sie der Anwaltsberuf der Zukunft aus – der virtuelle Anwalt oder ist Persönlichkeit auch in Zukunft gefragt?

In meinem Bereich wird immer der persönliche Kontakt zum Klienten im Vordergrund stehen. Hinter jeder Rechtsfrage steht ein Mensch, sein Alltag, seine Beziehungen – die richtige Strategie findet man nur, wenn man das immer mitdenkt. Die moderne Kommunikationstechnologie unterstützt zwischenmenschlichen Kontakt, ohne ihn zu ersetzen – ich bin für meine Mandanten auch immer mobil erreichbar. Gerade im Familienrecht sind Probleme oft sehr akut. Schließlich halten sich Gewalt und Streitereien nicht an Geschäftszeiten.

Es gibt aber im Familienrecht auch einige Bereiche, die in Zukunft automatisiert ablaufen werden. Mir ist es wichtig, hier immer für Neues offen zu sein und Verbesserungspotential zu nutzen.

Sie sind sehr engagiert. Wie entspannen Sie sich in Ihrer wenigen Freizeit?

Jeder Elternteil weiß, dass Kinder keine Rücksicht auf elterliche Entspannung nehmen – gleichzeitig schaffen Kinder es aber wie nichts anderes, einen auf andere Gedanken zu bringen. Wenn ich Zeit mit meiner Familie verbringe, kann ich deshalb auch sehr gut abschalten. Außerdem bin ich eine Online-Shopperin der ersten Stunde. Ich genieße es sehr, wenn ich einen Abend für mich habe und dann die Webshops diverser Modedesigner unsicher machen kann. Schließlich soll man sich etwas gönnen.

Danke für das Interview

Flower