Freshfields Ladies Lounge meets „lights out factory“

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v.l.n.r.: Prof. Dr. Dr. Ayad Al-Ani, Dipl.-Ing. Dr. Sabine Herlitschka, MBA , Mag. a Manuela Vollmann, Dr. Florian Klimscha, LL.M.

Sabine Herlitschka, Ayad Al-Ani, Manuela Vollmann und Florian Klimscha diskutieren zum Thema “Zukunftsmusik – die moderne Welt des Arbeitens“

Ein hochkarätig besetztes Podium ging im Rahmen der Freshfields Ladies Lounge am 9. März im Haus der Musik der Frage nach, welche Herausforderungen in der Arbeitswelt aktuell und künftig auf die Wirtschaft und die Unternehmensführung zukommen, und wie diesen begegnet werden kann.

Die Ladies Lounge der internationalen Anwaltssozietät Freshfields Bruckhaus Deringer, die am Donnerstagabend zum wiederholten Mal stattfand, stand ganz im Zeichen des spannenden Themas „Zukunftsmusik – die moderne Welt des Arbeitens“. Rund 150 Teilnehmerinnen folgten den Ausführungen der Gastrednerinnen Manuela Vollmann (Geschäftsführerin, abz*austria), Sabine Herlitschka (Vorstandsvorsitzende und Technik Vorstand, Infineon Technologies Austria AG), Ayad Al-Ani (Professor am Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft, Berlin und Universität Stellenbosch, Südafrika) sowie Freshfields-Partner Florian Klimscha. Als Moderatorin führte Sandra Baierl (Ressortleiterin Karrieren/Business, „Kurier“) durch den Abend.

Im Rahmen ihres Impulsvortrages ging Manuela Vollmann auf Herausforderungen, denen Wirtschaft und Unternehmensführung durch Digitalisierung, demografischen Wandel sowie Generations- und Wertewandel gegenüberstehen, ein und erläuterte was es braucht, um Veränderungen als Chance für Innovation und nachhaltige Strukturen zu nutzen.

Im Rahmen der anschließenden Diskussion wurden die folgenden Fragestellungen vertieft:

Welche Veränderungen und Herausforderungen sehen Sie in der aktuellen Arbeitswelt?

Sabine Herlitschka: „Digitalisierung. Diese ist erstmals seit langer Zeit eine echte Chance auf Wettbewerbsvorteile für Europa, weil Know-how zum entscheidenden Faktor wird. Damit wird es möglich, Produktion in Österreich zu halten und künftig auszubauen. Das Schlüsselkriterium für die Bewältigung des digitalen Wandels ist Aus- und Weiterbildung. Der zukünftige Erfolg und die Innovationsfähigkeit hängen essentiell von den richtigen Qualifikationen der Beschäftigten ab.“

Florian Klimscha: „Auch in unserer Branche hält Digitalisierung Einzug. Als Beratungsunternehmen sind unsere Mitarbeiter der zentrale Bestandteil. „LegalTech“ wird uns dazu führen, dass viele Tätigkeiten, die unsere Mitarbeiter heute machen, sich stark verändern zB wenn Gerichtsurteile künftig automatisch ausgewertet oder große Massen an Unterlagen automatisiert gelesen werden können. Diese Art von Digitalisierung hilft uns dabei, den wachsenden Ansprüchen unserer MitarbeiterInnen, etwas Spannendes zu arbeiten, gerecht zu werden, in dem wir sie von inhaltlich weniger anspruchsvollen Tätigkeiten künftig immer mehr befreien können. Im „war of talents“ ist es somit auch für Rechtsanwaltskanzleien oberste Priorität, mit der Digitalisierung ständig Schritt zu halten.“

Wohin geht die Reise?

Ayad Al-Ani: „Der Endpunkt ist zumindest im Produktionsbereich klar: eine „lights out factory“, d.h. man kann das Licht ausschalten und die Roboter arbeiten trotzdem weiter; diese Roboter werden dann von Roboterbossen geleitet, die zum Ziel haben, dass die Fabrik existiert und wächst – an Geld sind sie selbst nicht interessiert. Schon heute sind Computer im Bereich der Ressourcenallokation ziemlich gut und wir werden immer mehr betriebswirtschaftliche Entscheidungen der künstlichen Intelligenz anvertrauen. Es wird ein munteres Nebeneinander: menschliche Entscheidungskraft trifft Maschine. Wir werden ein bedingungsloses Grundeinkommen haben, uns aber – dort wo es Sinn macht zB im kreativen oder strategischen Bereich – in die Produktionsprozesse einklinken. Bis wir zum Punkt der Singularität kommen, wenn Maschinen sich selbst steuern können und kreativ werden, spätestens 2060, so die Meinung vieler Experten.“

Wo bleibt der Mensch dabei und was ist die beste Strategie damit umzugehen?

Manuela Vollmann: „Die Menschen holen sich hier das Gute heraus, lassen sich aber nicht vollständig von Robotern substituieren.“

Sabine Herlitschka:„Auch bei künstlicher Intelligenz brauchen wir dann die entsprechende menschliche Seite die mit dieser Intelligenz interagieren kann. Auch hier kommen wir wieder auf die Bildung zurück. Parallel zur Technologieentwicklung muss sich auch die Bildung entwickeln, sonst sind wir nicht mehr anschlussfähig. Bildung steht im Zentrum. Besonders wichtig ist mir das Thema Frauen und Technik. Technik und Naturwissenschaften bieten hochinteressante Karrieremöglichkeiten, für Frauen waren die Chancen gerade in diesem Bereich noch nie zuvor so gut wie heutzutage.“

Ayad Al-Ani: „Zielsetzung der Automatisierung war schon immer, die menschliche Arbeitskraft aus dem Prozess herauszunehmen. Wir werden nun auch immer stärker in der Lage sein, nicht nur die Arbeitskraft, sondern die menschliche Entscheidung zu substituieren. Dies geht natürlich mit einer großen Unsicherheit einher: Was passiert mit der Belegschaft in den nächsten 10-12 Jahren? Welche Jobs werden wir noch haben? Die Unternehmen, die bereit sind zu experimentieren, werden eine Chance haben zu überleben. Die Frage ist dann, wie können wir eine Organisation bauen, bei der jeder das tun kann was er oder sie wirklich kann? Talente werden häufig zugeschüttet und kommen nicht zum Ausdruck.“

Was wird anders sein in 20 Jahren?

Sabine Herlitschka: „Heute gestaltet primär der Job den Menschen und in Zukunft wird der Mensch viel mehr den Job gestalten“
Florian Klimscha: „Auch wenn bei uns in der Kanzlei die Lichter noch brennen und es noch keine Roboterpartnerschaft geben wird, gehen wir schon davon aus, dass sich unsere Arbeitswelt sehr stark verändern wird!“

Ayad Al-Ani: „Die Digitale Transformation ist kein demokratischer Prozess und die Akteure sind männlich. Der Frauenanteil in dieser Bewegung liegt bei 10%, etwa bei Start-ups und Open Source-Projekten. Die Technologie und Organisationsform die wir bekommen, wird somit männlich geprägt sein. Das spannende ist auch: Wir haben noch keine Ahnung wie wir mit diesen Veränderungen gesellschaftspolitisch- und sozialpolitisch umgehen. Es handelt sich um ein globales Phänomen und die Politik ist derzeit nationalstaatlich aufgestellt.“

Ayad Al-Ani weiter: „Zum Abschluss ein Zitat eines dänischen Parlamentariers zum Jahr 2030: Mir wird nichts mehr gehören, ich werde keine Privatsphäre mehr haben und das Leben war noch nie so gut.“

Im Anschluss an die Diskussion wurden die Gespräche bei Drinks und Flying Dinner noch bis spätabends vertieft. Im Publikum der Freshfields-Veranstaltung wurden u. a. gesichtet:
Dr. Claudia Bergmann (Managing Director, UniCredit Bank Austria AG), MMag. Dr. Marina Zenker, Msc. (Director and Country Head Austria, Raiffeisen Kapitalanlage-Gesellschaft m.b.H.), Dr. Denise Quistorp (Legationsrätin im Österr. Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres), Dr. Gertrude Eder (Managing Director, Roxcel Handelsgesellschaft mbH), Dr. Katharina Herdenfeldt (Legal Counsel, Siemens AG Österreich), Mag. Irene McGill (Legal Counsel, Borealis AG), Kirsten Schulz-Lobeck (Executive Director, Erste Group Bank AG),
Mag. Beatrice Schobesberger (Head of Wealth Management, Vorarlberger Landes-und Hypothekenbank AG), Mag. Gerlinde Layr-Gizycki (Managing Director, LGT Bank AG), Mag. Dr. Yvonne Franz (Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Österreichische Akademie der Wissenschaft), Susanne Janetzki (Project Manager Development, Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Foundation).
Zu dieser Meldung stehen folgende Dateien zur Verfügung:

www.freshfields.com

Foto: beigestellt

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